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futtermittel:futtermittelanalyse

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analyse:futtermittelanalyse [2018/10/27 20:08] andreasanalyse:futtermittelanalyse [2018/11/03 22:04] andreas
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 Aus dem nachstehenden Schema der Weender Futtermittelanalyse (verändert nach Kirchgeßner et al. (2008)((Kirchgeßner, M.; Roth, F. X.; Schwarz, F. J.; Stangl, G. I. (2008): Tierernährung. Leitfaden für Studium, Beratung und Praxis. Frankfurt/M.: DLG-Verlag. ISBN 978-3-7690-0703-9))) wird deutlich, dass nur Nährstoffgruppen erfasst werden. Es zeigt aber vor allem auch, was alles **nicht** deklariert, also als Information über den Gehalt eines Futtermittels angegeben wird.\\ Aus dem nachstehenden Schema der Weender Futtermittelanalyse (verändert nach Kirchgeßner et al. (2008)((Kirchgeßner, M.; Roth, F. X.; Schwarz, F. J.; Stangl, G. I. (2008): Tierernährung. Leitfaden für Studium, Beratung und Praxis. Frankfurt/M.: DLG-Verlag. ISBN 978-3-7690-0703-9))) wird deutlich, dass nur Nährstoffgruppen erfasst werden. Es zeigt aber vor allem auch, was alles **nicht** deklariert, also als Information über den Gehalt eines Futtermittels angegeben wird.\\
  
-<imgcaption label1|Weender Futtermittelanalyse>{{bilder:futtermittelanalyse_weende.png}}</imgcaption>+<imgcaption label1|Weender Futtermittelanalyse>{{bilder:futtermittelanalyse_weende.png?500}}</imgcaption>
  
 Die Vorteile der Weender Futtermittelanalyse bestehen in einer relativ unkomplizierten, schnellen Überprüfung von Futtermitteln, wenigen Analysewerten für einen Vergleich und einer enormen Datenmenge, die über viele Jahrzehnte gesammelt wurde. Datenbanken und Futterwerttabellen liefern Angaben über Rohnährstoffe in verschiedenen Futtermitteln und -pflanzen. Auch heute noch wird auf Werte von Nährstoffgruppen zurückgegriffen, die mit dieser Methode ermittelt wurden. Bei diesen handelt es um:\\ Die Vorteile der Weender Futtermittelanalyse bestehen in einer relativ unkomplizierten, schnellen Überprüfung von Futtermitteln, wenigen Analysewerten für einen Vergleich und einer enormen Datenmenge, die über viele Jahrzehnte gesammelt wurde. Datenbanken und Futterwerttabellen liefern Angaben über Rohnährstoffe in verschiedenen Futtermitteln und -pflanzen. Auch heute noch wird auf Werte von Nährstoffgruppen zurückgegriffen, die mit dieser Methode ermittelt wurden. Bei diesen handelt es um:\\
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    * **Rohasche**: Ermittlung durch sechsstündige Verbrennung der Trockenmasse in einem Muffelofen bei 550°C. Organische Stoffe, die hauptsächlich aus Kohlenstoff bestehen, verbrennen und zurück bleibt ein anorganischer Rest (Rohasche), der überwiegend aus Mineralien besteht. Die Differenz aus Trockenmasse und Rohasche ergibt die organische Masse der Trockensubstanz.\\    * **Rohasche**: Ermittlung durch sechsstündige Verbrennung der Trockenmasse in einem Muffelofen bei 550°C. Organische Stoffe, die hauptsächlich aus Kohlenstoff bestehen, verbrennen und zurück bleibt ein anorganischer Rest (Rohasche), der überwiegend aus Mineralien besteht. Die Differenz aus Trockenmasse und Rohasche ergibt die organische Masse der Trockensubstanz.\\
  
-Theodor von Gohren stellte zB. 1872 zur Weende-Analyse folgendes fest:\\+Theodor von Gohren stellte 1872((von Gohren, T(1872): Die Naturgesetze der Fütterung der landwirthschaftlichen Nutzthiere. Leipzig : Verlag von C. L. Hirschfeld. 1872.)) zur Weende-Analyse folgendes fest:\\
  
-''"//Ein Blick auf die Tabellen belehrt uns, dass sich die Analysen der Futtermittel in der Regel auf die Bestimmung des Gehaltes an Trockensubstanz, Wasser, Proteinstoffen, Fetten, Kohlehydraten, Rohfaser und Asche beschränken. Damit ist wohl schon etwas, aber bei weitem noch nicht genug geschehen, um so manche praktische Vorkommnisse zu erklären. Die meisten Landwirthe werden wohl die Erfahrung gemacht haben, dass, wenn auch die Futterpassirungen den analytischen Angaben gemäß, noch so äquivalent zusammengesetzt wurden, der wirkliche Erfolg bei Anwendungen verschiedenen Futtermaterials doch wesentlich differirte. Es kann das Jene nicht überraschen, die die chemischen Untersuchungsmethoden einigermaßen kennen. So wird z. B. die Menge der Proteinstoffe in der Regel durch Bestimmung des Stickstoffgehaltes mittelst Verbrennung mit Natronkalk erhalten, der Fettgehalt durch Extraction mit Aether bestimmt, bei den Kohlehydraten ist man wegen der Trennung in noch größerer Verlegenheit und so kommt es denn, dass diese Rubriken in den Futtermittel-Analysetabellen mehr oder weniger ideelle Zahlen repräsentieren, denn der stickstoffhaltigen Pflanzenbestandtheile giebt es gar mancherlei, ebenso wie der stickstofffreien, und es wäre eine arge Täuschung, wollte man annehmen, dass alle in ihrer Wirksamkeit gleich stehen. Bekannt ist, dass es keineswegs gleichgültig ist, selbst wenn der Berechnung nach die Summe der einzelnen Nährstoffgruppen ganz gleich ist, ob man Körner oder Kleie oder Oelkuchen zu der Zusammensetzung der Passirung wählt...//"''((von Gohren, T. (1872): Die Naturgesetze der Fütterung der landwirthschaftlichen Nutzthiere. Leipzig : Verlag von C. L. Hirschfeld. 1872.))\\+"//Ein Blick auf die Tabellen belehrt uns, dass sich die Analysen der Futtermittel in der Regel auf die Bestimmung des Gehaltes an Trockensubstanz, Wasser, Proteinstoffen, Fetten, Kohlehydraten, Rohfaser und Asche beschränken. Damit ist wohl schon etwas, aber bei weitem noch nicht genug geschehen, um so manche praktische Vorkommnisse zu erklären. Die meisten Landwirthe werden wohl die Erfahrung gemacht haben, dass, wenn auch die Futterpassirungen den analytischen Angaben gemäß, noch so äquivalent zusammengesetzt wurden, der wirkliche Erfolg bei Anwendungen verschiedenen Futtermaterials doch wesentlich differirte. Es kann das Jene nicht überraschen, die die chemischen Untersuchungsmethoden einigermaßen kennen. So wird z. B. die Menge der Proteinstoffe in der Regel durch Bestimmung des Stickstoffgehaltes mittelst Verbrennung mit Natronkalk erhalten, der Fettgehalt durch Extraction mit Aether bestimmt, bei den Kohlehydraten ist man wegen der Trennung in noch größerer Verlegenheit und so kommt es denn, dass diese Rubriken in den Futtermittel-Analysetabellen mehr oder weniger ideelle Zahlen repräsentieren, denn der stickstoffhaltigen Pflanzenbestandtheile giebt es gar mancherlei, ebenso wie der stickstofffreien, und es wäre eine arge Täuschung, wollte man annehmen, dass alle in ihrer Wirksamkeit gleich stehen. Bekannt ist, dass es keineswegs gleichgültig ist, selbst wenn der Berechnung nach die Summe der einzelnen Nährstoffgruppen ganz gleich ist, ob man Körner oder Kleie oder Oelkuchen zu der Zusammensetzung der Passirung wählt...//"\\
  
-Geheimrat Max Rubner äußerte sich 1928 zu den Hauptnährstoffen in ähnlicher Weise und fügte hinzu:\\+Geheimrat Max Rubner äußerte sich 1928((Rubner, M. (1928): Aufgabe (Bilanz). Allgemeine Methodik. In: Bertram, F.; Boresch, K.; Bornstein, A. (Hrsg.): Stoffwechsel und Energiewechsel: Gesamtstoffwechsel • Energiewechsel Intermediärer Stoffwechsel (Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie). Springer (Softcover reprint of the original 1st ed. 1928). ISBN 978-3642891779)) zu den Hauptnährstoffen in ähnlicher Weise und fügte hinzu:\\
  
-''"//In der Natur kommen zahlreiche Eiweißstoffe, Fettarten, Kohlehydrate und Aschebestandteile vor, von denen die Organismen nur bestimmte verwenden können. Manche sind gar nicht, andere nur teilweise verwendbar, also minderwertig. Die Menschen wie die Tiere haben instinktmäßig eine passende Auswahl getroffen, und wirklich Unverdauliches und Unbrauchbares stellt, wenn es überhaupt genommen wird, nur einen kleinsten Teil der Kost dar.//"''((Rubner, M. (1928): Aufgabe (Bilanz). Allgemeine Methodik. In: Bertram, F.; Boresch, K.; Bornstein, A. (Hrsg.): Stoffwechsel und Energiewechsel: Gesamtstoffwechsel • Energiewechsel Intermediärer Stoffwechsel (Handbuch der normalen und pathologischen Physiologie). Springer (Softcover reprint of the original 1st ed. 1928). ISBN 978-3642891779))\\+"//In der Natur kommen zahlreiche Eiweißstoffe, Fettarten, Kohlehydrate und Aschebestandteile vor, von denen die Organismen nur bestimmte verwenden können. Manche sind gar nicht, andere nur teilweise verwendbar, also minderwertig. Die Menschen wie die Tiere haben instinktmäßig eine passende Auswahl getroffen, und wirklich Unverdauliches und Unbrauchbares stellt, wenn es überhaupt genommen wird, nur einen kleinsten Teil der Kost dar.//"\\
  
-Nehring & Hoffmann stellten 1971 fest, dass eine Charakterisierung von Futtermitteln anhand der chemischen Analyse erst dann möglich sei, wenn eine direkte Bestimmung der verschiedenen [[naehrstoffe:kohlenhydrate|Kohlenhydrate]] erfolge. Deshalb bilden diese einen der  Hauptschwachpunkte der Weende-Futtermittelanalyse. Vor allem bei Grün- und Rauhfutter werden Unterschiede in der Zusammensetzung von Stickstofffreien Extraktstoffen (NfE) und Restkohlenhydraten durch die rechnerische Ermittlung  verschleiert, da in diesen Gruppen auch andere Inhaltsstoffe mit teilweise stark abweichenden Eigenschaften erfaßt werden. So kann z. B. vor allem bei Süßgräsern die Verdaulichkeit der [[naehrstoffe:rohfaser|Rohfaser]] besser als die der stickstofffreien Extraktstoffe (NfE) sein.((Nehring, K. und Hoffmann, B. (1971): Untersuchungen zur Weiterentwicklung der Futtermittelanalyse. 3. Mitteilung: Die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Kohlenhydratfraktion in den Futtermitteln. Arch. Tierernährung. 1971, Bd. 21, 4, S. 317-366))+Nehring & Hoffmann((Nehring, K. und Hoffmann, B. (1971): Untersuchungen zur Weiterentwicklung der Futtermittelanalyse. 3. Mitteilung: Die Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Kohlenhydratfraktion in den Futtermitteln. Arch. Tierernährung. 1971, Bd. 21, 4, S. 317-366)) konstatierten 1971, dass eine Charakterisierung von Futtermitteln anhand der chemischen Analyse erst dann möglich sei, wenn eine direkte Bestimmung der verschiedenen [[naehrstoffe:kohlenhydrate|Kohlenhydrate]] erfolge. Deshalb bilden diese einen der  Hauptschwachpunkte der Weende-Futtermittelanalyse. Vor allem bei Grün- und Rauhfutter werden Unterschiede in der Zusammensetzung von Stickstofffreien Extraktstoffen (NfE) und Restkohlenhydraten durch die rechnerische Ermittlung  verschleiert, da in diesen Gruppen auch andere Inhaltsstoffe mit teilweise stark abweichenden Eigenschaften erfaßt werden. So kann z. B. vor allem bei Süßgräsern die Verdaulichkeit der [[naehrstoffe:rohfaser|Rohfaser]] besser als die der stickstofffreien Extraktstoffe (NfE) sein.
  
-<imgcaption label2|Verteilung der Nährstoffe in einer Pflanzenzelle>{{bilder:pflanzenzelle.jpg}}</imgcaption>+<imgcaption label2|Verteilung der Nährstoffe in einer Pflanzenzelle>{{ bilder:pflanzenzelle.jpg?250}}</imgcaption>
 Wichtige Nährstoffe wie z. B. Zucker und Stärke werden durch diese Analyse nicht erfasst. Sie „verschwinden“ in der Gruppe der Stickstoffreien Extraktstoffe (NfE) ebenso wie manche Anteile, die eigentlich den Pflanzenfasern zuzurechnen sind. So werden durch die Art der Analyse des Rohfasergehaltes lösliche Ballaststoffe nicht erfasst. Aus diesem Grund ist der Wert für die Rohfaser auch keine eigentliche Gehaltsangabe, sondern nur ein Vergleichswert((Ternes, W. und Täufel, A. (2005): Lebensmittel Lexikon. 4. Aufl. Hamburg : Behr's Verlag, 2005. Stichwort "Rohfaser". ISBN 978-3899471656)). Ähnliches gilt für Fette, die aus verschiedenen Fettsäuren bestehen wie auch für Proteine und deren Bausteine, den Aminosäuren. Wichtige Nährstoffe wie z. B. Zucker und Stärke werden durch diese Analyse nicht erfasst. Sie „verschwinden“ in der Gruppe der Stickstoffreien Extraktstoffe (NfE) ebenso wie manche Anteile, die eigentlich den Pflanzenfasern zuzurechnen sind. So werden durch die Art der Analyse des Rohfasergehaltes lösliche Ballaststoffe nicht erfasst. Aus diesem Grund ist der Wert für die Rohfaser auch keine eigentliche Gehaltsangabe, sondern nur ein Vergleichswert((Ternes, W. und Täufel, A. (2005): Lebensmittel Lexikon. 4. Aufl. Hamburg : Behr's Verlag, 2005. Stichwort "Rohfaser". ISBN 978-3899471656)). Ähnliches gilt für Fette, die aus verschiedenen Fettsäuren bestehen wie auch für Proteine und deren Bausteine, den Aminosäuren.
  
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 ===== Analysemethoden im Vergleich ===== ===== Analysemethoden im Vergleich =====
-<imgcaption label3|Vergleich verschiedener Methoden der Futtermittelanalyse>{{bilder:futtermittelanalyse_alle.jpg}}</imgcaption> +<imgcaption label3|Vergleich verschiedener Methoden der Futtermittelanalyse>{{ bilder:futtermittelanalyse_alle.jpg?250}}</imgcaption>In der erweiterten Weende-Analyse nach van Soest, (1967), mit der die Gerüstsubstanzen von Pflanzen genauer erfasst werden, bedeuten die Abkürzungen folgendes:
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-Bemerkung: die mittlere Darstellung der Analysemethode nach van Soest zeigt auf der linken Seite die Gruppe der Kohlenhydrate an. In einigen Fachartikeln und Büchern wird in diese Gruppe ADL (Lignin) mit eingeschlossen. Dies wäre dann nicht korrekt, weil Lignin kein Kohlenhydrat darstellt!  +
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-In der erweiterten Weende-Analyse nach van Soest, (1967), mit der die Gerüstsubstanzen von Pflanzen genauer erfasst werden, bedeuten die Abkürzungen folgendes:+
  
    * **NFC**, Non-Fiber Carbohydrates: umfassen im Wesentlichen [[:zucker|Zucker]], [[naehrstoffe:staerke|Stärke]] und [[:pektion|Pektine]] und dienen der Energiegewinnung.    * **NFC**, Non-Fiber Carbohydrates: umfassen im Wesentlichen [[:zucker|Zucker]], [[naehrstoffe:staerke|Stärke]] und [[:pektion|Pektine]] und dienen der Energiegewinnung.
futtermittel/futtermittelanalyse.txt · Zuletzt geändert: 2018/11/10 20:49 von andreas

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