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pflanzen:monographie:baerenklau
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 +====== Bärenklau ======
 +===== Allgemeines =====
 +<imgcaption label1|Bärenklau, junge Pflanze im April>{{ pflanzen:baerenklau_001.jpg?200}}</imgcaption>
 +Bärenklau (Heracleum) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae oder Umbelliferae). Zu dieser Gattung gehören ca. 70 verschiedene Arten, von denen in der folgenden Tabelle einige aufgeführt sind, die in Deutschland vorkommen((OEPP/EPPO (2009): EPPO data sheet on Invasive Alien Plants - Heracleum mantegazzianum, Heracleum sosnowskyi and Heracleum persicum. Bulletin OEPP/EPPO Bulletin 39. page 489–499)):
 +
 +^Latein^Deutsch^
 +|Heracleum mantegazzianum|Riesen-Bärenklau, Herkulesstaude|
 +|Heracleum mantegazzianum x sphondylium|Bastard aus Wiesen- und Riesen-Bärenklau|
 +|Heracleum sosnowskyi|Riesen-Bärenklau, Sosnowsky’s Bärenklau|
 +|Heracleum sphondylium|Wiesen-Bärenklau|
 +|Heracleum sphondylium subsp. sibiricum|Wiesen-Bärenklau|
 +|Heracleum sphondylium subsp. sphondylium|Wiesen-Bärenklau|
 +===== Beschreibung =====
 +Blütezeit: Juni - Oktober\\
 +Futterwertzahl (//Heracleum sphondylium//): 5((Klapp, E.; Boeker, P.; König, F.; Stählin, A. (1953): Wertzahlen der Grünlandpflanzen. In: Das Grünland:  Organ der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Grünlandinstitute 2/53. 38-40))\\
 +Toxizität: Giftig + (Vergiftungssymptome nach Aufnahme grosser Pflanzenmengen)((CliniPharm/CliniTox: computerunterstütztes Informationssystem für die Pharmakotherapie und klinische Toxikologie. [[http://www-vetpharm.uzh.ch/perldocs/index_x.htm|CliniPharm/CliniTox]]))\\
 +Giftpflanze des Jahres 2008((Botanischer Sondergarten in Hamburg-Wandsbek[[http://www.hamburg.de/wandsbek/gdj-2008-herkulesstaude/|Webseite]]))
 +
 +Die Unterscheidung der einzelnen Heracleum-Arten ist selbst für Spezialisten schwierig. Für die Wuchshöhe von //Heracleum mantegazzianum// existieren Angaben von 2,5 - 5,5 m ((Ochsmann, J. (1996): Heracleum mantegazzianum SOMMIER & LEVIER (Apiaceae) in Deutschland. Untersuchungen zur Biologie, Verbreitung, Morphologie und Taxonomie. Feddes Repertorium 107.7-8. Seite 557-595)), für die von //Heracleum sosnowskyi// von ca. 1,60 m ((Zimmermann, H. (1966): Der Anbau von Bärenklau (Heracleum sosnowski) als Futterpflanze. Wissenschaftl. Zeitschr. d. Humboldt-Universität zu Berlin. (Mathematisch-naturwissenschaftl. Reihe). Jahrg. XV, Heft 2. S 291-296)) und für //Heracleum sphondylium subsp. sibiricum// von bis zu 4 m ((Tokar, N.(1963): Bärenklau als Futterpflanze und Bienenpflanze. Wiss.-techn. Fortschritt für die Landw.. Seite 231-233)). Die Größe der Pflanzen kann jedoch auch innerartlich stark schwanken und ist von weiteren Faktoren wie Bewirtschaftung der Flächen (Mähen), dem Wetter und den Bodenverhältnissen abhängig. Aus diesen Gründen scheinen viele Aussagen zur "Giftigkeit" einer bestimmten Art fraglich und nur dann zuverlässig, wenn die Bestimmung von einem Experten vorgenommen wurde.
 +
 +Beschreibungen als Bedrohung der einheimischen Pflanzenwelt durch invasive Arten wie //Heracleum mantegazzianum// und der Giftigkeit werden auch durch die Presse gefördert, die zum Teil stark übetrieben über verschiedene Fälle berichtet:\\
 +''"Bärenklau macht Brandenburg zum Gift-Dschungel"''(([[http://www.morgenpost.de/channelsextern/bmo_ipad/ipad_berlin/article1707763/Baerenklau-macht-Brandenburg-zum-Gift-Dschungel.html|Berliner Morgenpost vom 20.7.2011]]))\\
 +''"Die Ausbreitung des aggressiven Riesenbärenklaus lässt sich in Deutschland nicht mehr stoppen..."''(([[http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article13526123/Aggressiver-Riesenbaerenklau-breitet-sich-aus.html|Die Welt vom 4.8.2011]]))\\
 +''"Der aus Kaukasien stammende Riesen-Bärenklau ist hochgiftig"''(([[http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/niedereschach/Soldaten-bekaempfen-Riesen-Baerenklau;art372527,6182323|Südkurier vom 4.8.2011]]))\\
 +
 +Die Einstufung der Pflanze als "Giftig +" beruht auf den photosensibilisierenden Eingenschaften  bestimmter Inhaltsstoffe. Der Saft der Pflanzen kann unter Einwirkung von UV-Licht Hautschäden ("Wiesendermitis") verursachen, wobei vor allem unpigmentierte (helle) Haut besonders betroffen sein kann. Die Empfindlichkeit hängt stark vom Individuum und dem Gehalt an Furocumarinen im Pflanzensaft ab. Allgemein wird //Heracleum mantegazzianum// als deutlich "giftiger" gegenüber //Heracleum sphondylium// beschrieben, was sich jedoch auf Grund der Furocumarin-Gehalte nur für den Samen von //Heracleum mantegazzianum// feststellen lässt und nicht für die Blätter (siehe Tabelle 2). 
 +
 +===== Ausgewählte Inhaltsstoffe =====
 +==== Rohnährstoffe ====
 +Tabelle 1: Rohnährstoffe (in % der Trockenmasse; //Heracleum sosnowskyi//)((Zimmermann, H. (1966): Der Anbau von Bärenklau (Heracleum sosnowski) als Futterpflanze. Wissenschaftl. Zeitschr. d. Humboldt-Universität zu Berlin. (Mathematisch-naturwissenschaftl. Reihe). Jahrg. XV, Heft 2. S 291-296))
 +^ ^ Blatt^ Stengel^
 +|Trockensubstanz|15,3|7,60|
 +|Rohprotein|25,6|12,1|
 +|Rohfett|3,74|3,82|
 +|Rohfaser|19,4|23,8|
 +|NfE|32,5|32,5|
 +|Rohasche|18,7|27,7|
 +|Kalium|5,25|7,10|
 +|Phosphor|0,47|0,47|
 +|Magnesium|0,36|0,19|
 +|Calcium|1,52|1,63|
 +
 +==== Cumarine ====
 +Die verschiedenen Bärenklau-Arten enthalten ätherische Öle mit Substanzen, die zu den Cumarinen gezählt werden. Zu diesen wiederum gehören lineare Furocumarine (auch Furanocumarine), deren Grundsubstanz Psoralen darstellt. Vor allem diese Substanzen sind für die Hautreaktionen und krampflösenden Eigenschaften verantwortlich. Zu den linearen Furocumarinen zählen Stoffe wie Bergapten,  Xanthotoxin, Imperatorin und Isopimpinellin. Diese kommen in unterschiedlichen Gehalten auch in Pflanzen wie Liebstöckel, Pastinake, Engelwurz und Sellerie vor.\\
 +
 +  ***Furocumarine in Riesen-Bärenklau**((Hänsel, R.; Keller, K.; Rimpler, H.; Schneider, G. (1993): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Drogen E-O. Bd. 5. Berlin [u.a.]: Springer. ISBN 3-540-52688-9)): Angelicin, Bergapten, Imperatorin, Isobergapten, Isopimpinellin, Phelopterin, Pimpinellin, Sphondin, Xanthotoxin in allen Organen, in den Früchten in höchster Konzentration\\
 +
 +  ***Furocumarine in Wiesen-Bärenklau**((Hänsel, R.; Keller, K.; Rimpler, H.; Schneider, G. (1993): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Drogen E-O. Bd. 5. Berlin [u.a.]: Springer. ISBN 3-540-52688-9)): Pimpinellin, Isopimpinellin, Bergapten, Isobergapten, Sphondin, Psoralen (Kraut), Phellopterin (Früchte); in geringen Konzentrationen Angelicin, Xanthotoxin\\
 +
 +  ***Cumarine in Wiesen-Bärenklau**((Hänsel, R.; Keller, K.; Rimpler, H.; Schneider, G. (1993): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Drogen E-O. Bd. 5. Berlin [u.a.]: Springer. ISBN 3-540-52688-9)): Scopoletin, Umbelliferon, Umbelliprenin, Apterin.\\
 +
 +Tabelle 2: Furocumaringehalte in verschiedenen Pflanzenteilen; Vergleich von Wiesen- und  Riesenbärenklau((Hänsel, R.; Keller, K.; Rimpler, H.; Schneider, G. (1993): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis. Drogen E-O. Bd. 5. Berlin [u.a.]: Springer. ISBN 3-540-52688-9))\\
 +^ ^Wiesen-Bärenklau^Riesen-Bärenklau^
 +|  Wurzel [%]|  1,01  |  0,64 - 1,23  |
 +|  Sprossachse [%]|  -  |  0,05  |
 +|  Blätter [%]|  0,52 - 0,61  |  0,28  |
 +|  Blüten [%]|  0,55  |  -  |
 +|  Früchte [%]|  0,62  |  3,28  |
 +===== Verwendung =====
 +==== Medizin ====
 +Bereits im 1. Jhr. wurde //Heracleum sphondylium// von Dioskurides in seinem fünfbändigen Werk "De materia medica"((Dioskurides (1. Jhr.): De materia medica[[http://buecher.heilpflanzen-welt.de/Dioskurides-Arzneimittellehre/|Webseite]])) als Anwendung bei Epilepsie und Mutterkrampf (krampfartige Zusammenziehung des Muttermundes in der Geburt; hysterische krampfartige Anfälle) erwähnt. In verschiedenen, neueren Untersuchungen konnten vor allem für Bergapten((Tosun, F.; Kizilay, C. A.; Erol, K.; Kilic, F. S.; Kürkcüoglu, M.; Baser, K. H. C. (2008): Anticonvulsant activity of furanocoumarins and the essential oil obtained from the fruits of Heracleum crenatifolium. Food Chemistry 107. pp 990–993)) und Xanthotoxin((Luszczki, J. J.; Andres-Mach, M.; Glensk, M.; Skalicka-Wozniak, K. (2010): Anticonvulsant effects of four linear furanocoumarins, bergapten, imperatorin, oxypeucedanin, and xanthotoxin, in the mouse maximal electroshock-induced seizure model: a comparative study. Pharmacological Reports 62. 1231-1236)) krampflösende Eigenschaften nachgewiesen werden.
 +
 +==== Tiernahrung ====
 +  * junge Blätter werden gern gefressen, auch getrocknet als Heu; auffällig ist der hohe Verzehr bei Erkrankungen wie [[krankheiten:encephalitozoonose|Encephalitozoonose]], die mit Lähmungen und Krämpfen einhergeht((Rühle, A.; Stiess, V. (2010): Auch Hauskaninchen fressen sich gesund. Selbstmedikation durch Futterselektion. Kaninchenzeitung 15. S. 12-13))
 +
 +===== Bilder =====
 +<imgcaption label2|Bärenklau im Mai>{{pflanzen:baerenklau_002.jpg?130}}</imgcaption> <imgcaption label3|Bärenklau, Stengel>{{pflanzen:baerenklau_003.jpg?130}}</imgcaption> <imgcaption label4|Bärenklau, Blüte>{{pflanzen:baerenklau_004.jpg?130}}</imgcaption> <imgcaption label5|Bärenklau im Juni>{{pflanzen:baerenklau_005.jpg?130}}</imgcaption> <imgcaption label6|Bärenklau, Blüte im Juli>{{pflanzen:baerenklau_006.jpg?130}}</imgcaption>
 +
 +===== Literatur/Internet =====
 +  * Bärenklau in Wikipedia: [[http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4renklau|Bärenklau]]\\
  
pflanzen/monographie/baerenklau.txt · Zuletzt geändert: 2023/09/27 20:35 von andreas

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