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kastration:kastrationsfolgen

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kastration:kastrationsfolgen [2023/08/07 14:05] – [Kastrationsfolgen] andreaskastration:kastrationsfolgen [2025/01/27 20:54] (aktuell) – [Kaninchen] andreas
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 ====== Kastrationsfolgen ====== ====== Kastrationsfolgen ======
-Es werden mögliche, dokumentierte Folgen für verschiedene Tierarten und den Menschen aufgeführt. Nicht jede Folge muss nach einer Kastration zwingend auftreten und wenn bestimmte Folgen für eine Tierart dokumentiert sind und für andere nicht, heißt das nicht, dass sie bei auch diesen nicht auftreten. Nicht alles ist nach bisherigem Stand exakt für jede Tierart einzeln nachgewiesen. Die [[kastration:kastrationsfrist|Kastrationsfrist]] als Zeit, in der männliche Kaninchen isoliert zu halten seien, um eine Befruchtung von Weibchen zu vermeiden, werden extra behandelt.+Es werden mögliche, dokumentierte Folgen für verschiedene Tierarten und den Menschen aufgeführt. Nicht jede Folge muss nach einer Kastration zwingend auftreten und wenn bestimmte Folgen für eine Tierart dokumentiert sind und für andere nicht, heißt das nicht, dass sie bei auch diesen nicht auftreten. Nicht alles ist nach bisherigem Stand exakt für jede Tierart einzeln nachgewiesen. Die [[kastration:kastrationsfrist|Kastrationsfrist]] als Zeit, in der männliche Kaninchen isoliert zu halten seien, um eine Befruchtung von Weibchen zu vermeiden, wird extra behandelt.
 ==== Kaninchen ==== ==== Kaninchen ====
 Von Bokelmann & Scheringer, 1932((Bokelmann, O.; Scheringer, W. (1932): Der Einfluß der Kastration auf den Funktionszustand der  Schilddrüse bei der weiblichen Albinoratte. Archives of Gynecology and Obstetrics vol. 148. 1-11)) wurden folgende Veränderungen durch die Kastration bei Kaninchen ermittelt:  Von Bokelmann & Scheringer, 1932((Bokelmann, O.; Scheringer, W. (1932): Der Einfluß der Kastration auf den Funktionszustand der  Schilddrüse bei der weiblichen Albinoratte. Archives of Gynecology and Obstetrics vol. 148. 1-11)) wurden folgende Veränderungen durch die Kastration bei Kaninchen ermittelt: 
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 Die typischste Begleiterscheinung einer Kastration ist die Gewichtszunahme. Allein dadurch ergeben sich  als Folge weitere Erkrankungen. Durch weniger Bewegung kommt es Muskel- und Knochenschwund. Die verringerte Aktivität birgt auf Grund des Harnstaus die Gefahr der Bildung von Steinen in den Harnwegen und -organen (Urolithiasis)((Eckermann-Ross, C. (2008): Hormonal Regulation and Calcium Metabolism in the Rabbit. Vet Clin Exot Anim 11. 139-152)). Durch den veränderten Hormonstoffwechsel und das Absinken des Calcitoningehaltes im Blut kann es zu Osteoporose kommen, was sich wiederum negativ auf die Qualität der Zähne auswirken kann. Sie werden brüchig oder fallen aus - eigentlich typische Alterserscheinungen, die aber durch die Kastration auch bei relativ jungen Tieren  quasi vorgezogen werden. Bei weiblichen Tieren mag zwar ein erhöhtes Risiko einer [[:tumore|Krebserkrankung]] vorliegen, ein gesicherter  Nachweis über eine erhöhte Sterblichkeit existiert jedoch nicht. Viele Krebserkrankungen werden erst post mortem (nach dem Tod) bei einer Autopsie diagnostiziert- gestorben sind die Tiere aber auf Grund einer anderen Ursache.  Die typischste Begleiterscheinung einer Kastration ist die Gewichtszunahme. Allein dadurch ergeben sich  als Folge weitere Erkrankungen. Durch weniger Bewegung kommt es Muskel- und Knochenschwund. Die verringerte Aktivität birgt auf Grund des Harnstaus die Gefahr der Bildung von Steinen in den Harnwegen und -organen (Urolithiasis)((Eckermann-Ross, C. (2008): Hormonal Regulation and Calcium Metabolism in the Rabbit. Vet Clin Exot Anim 11. 139-152)). Durch den veränderten Hormonstoffwechsel und das Absinken des Calcitoningehaltes im Blut kann es zu Osteoporose kommen, was sich wiederum negativ auf die Qualität der Zähne auswirken kann. Sie werden brüchig oder fallen aus - eigentlich typische Alterserscheinungen, die aber durch die Kastration auch bei relativ jungen Tieren  quasi vorgezogen werden. Bei weiblichen Tieren mag zwar ein erhöhtes Risiko einer [[:tumore|Krebserkrankung]] vorliegen, ein gesicherter  Nachweis über eine erhöhte Sterblichkeit existiert jedoch nicht. Viele Krebserkrankungen werden erst post mortem (nach dem Tod) bei einer Autopsie diagnostiziert- gestorben sind die Tiere aber auf Grund einer anderen Ursache. 
  
 +in einer Studie((Mancinelli, E., Keeble, E., Richardson, J., & Hedley, J. (2014). Husbandry risk factors associated with hock pododermatitis in UK pet rabbits (Oryctolagus cuniculus). Veterinary Record, 174(17), 429-429)) wurden an einer englischen Uni-Klinik die Daten von 179 Hauskaninchen ausgewertet und die Halter nach den Haltungsbedingungen befragt. Von diesen 179 Tieren wiesen nur 11 keine Anzeichen von Pododermatitis auf. 73 Tiere hatten "schwere" (major, score > 1) Anzeichen und 94 "geringe" (minor, score = 1) Anzeichen für Pododermatitis. Als Rassen waren vertreten Lop (n=68), Mischlinge (n=60), Löwenköpfe (n=21), Holländische Zwerge (n=12), Rex (n=6), Holländer (n=5), Continental giant (n=4), und English (n=3).
 +Es wurde kein Zusammenhang zwischen Rassen und dem Auftreten von Pododermatitis gefunden. 100 % der untersuchten kastrierten, weiblichen Tiere wiesen klinische Anzeichen von Pododermatitis auf. Zudem wiesen 
 +Kastrierte Weibchen eine höhere [[:praevalenz|Prävalenz]] von schwerer Pododermatitis auf (score > 1) als intakte Weibchen (54,7 % bzw. 23,4 %). Auch bei kastrierten Männchen lag die Prävalenz klinisch schwerwiegender Läsionen mit 54,9 % höher im Vergleich zu intakten Männchen mit 39,2 %.
 +
 +In einer Arbeit von Adji, et al., 2022((Adji, A. V., Pedersen, A. Ø., & Agyekum, A. K. (2022). Obesity in pet rabbits (Oryctolagus cuniculus): A narrative review. Journal of Exotic Pet Medicine, 41, 30-37)) wurde in Form eines Review die Literatur zum Thema "Fettleibigkeit/Adipositas" („Obesity“) und mögliche Risikofaktoren für deren Entstehen ausgewertet.
 +
 +Als Ergebnis wurden 6 Risikofaktoren ermittelt, die zu einer Fettleibigkeit bei Kaninchen führen können: 
 +  - Alter 
 +  - Rasse (Größe/Gewicht) 
 +  - Geschlecht und Kastrationsstatus 
 +  - Ernährung 
 +  - Haltung 
 +  - Besitzereigenschaften. 
 +
 +Speziell zu Pkt. 3, „Geschlecht und Kastrationsstatus“ hieß es sinngemäß: in einer Studie mit 150 Hauskaninchen wurde festgestellt, dass 48 % der untersuchten weiblichen Tiere übergewichtig waren, verglichen mit 17 % der männlichen Tiere. Diese Daten wurden auch durch eine andere Studie bestätigt, in der mehr weibliche (11,1 %) als männliche (6 %) Tiere als übergewichtig eingestuft wurden, obwohl der Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern statistisch nicht signifikant war. 
 +Bei Laborkaninchen wurde eine kastrationsbedingte Gewichtszunahme und zentrale/viszerale Adipositas beobachtet . Diese Ergebnisse werden durch eine andere Studie bestätigt, in der festgestellt wurde, dass kastrierte Kaninchen im Vergleich zu intakten Kaninchen ein 5,4-fach höheres Risiko haben, übergewichtig zu sein. Obwohl diese Ergebnisse nicht von allen früheren Studien gestützt werden, kann man daraus schließen, dass die Kastration einer der Risikofaktoren für Gewichtszunahme und Fettleibigkeit bei Kaninchen sein kann. 
 +In einer anderen Studie mit 72 Kaninchen wurde berichtet, dass kastrierte Männchen offenbar stärker zu Fettleibigkeit neigen (27 %) als kastrierte Weibchen (19 %). Diese Ergebnisse können jedoch durch den geringeren Stichprobenumfang der letztgenannten Studie im Vergleich zu den zuvor diskutierten Studien erklärt werden. 
 ==== Ratten ====   ==== Ratten ====  
 Bei Ratten wurde von Tandler & Grosz (1913)((Tandler, J.; Grosz, S. (1913): Die biologischen Grundlagen der sekundären Geschlechtscharaktere. Berlin:  Springer)) eine starke Verkleinerung der Prostata festgestellt, bei verschiedenen Säugetierarten ein verändertes Knochenwachstum und vor allem die Veränderung von Proportionen der Knochen untereinander. Nach (Bokelmann & Scheringer (1932)((Bokelmann, O.; Scheringer, W. (1932): Der Einfluß der Kastration auf den Funktionszustand der  Schilddrüse bei der weiblichen Albinoratte. Archives of Gynecology and Obstetrics vol. 148. 1-11)) führte die Kastration bei weiblichen Albinoratten zu einer relativen, funktionellen und anatomischen Atrophie (Verkleinerung) der Thyreoidea (Schilddrüse). Erkrankungen der Schilddrüse mit ihren Auswirkungen werden bei Kleintieren wie Ratten, Mäusen und Kaninchen selten beschrieben. Das heißt aber nicht, dass sie wie bei anderen Säugetieren keine Rolle spielen würden – sie werden nur schlicht nicht als solche erkannt. In Versuchen von Drori & Folman (1976)((Drori, D.; Folman, Y. (1976): Environmental effects on longevity in the male rat: Exercise, mating, castration  and restricted feeding. Experimental Gerontology 11(1–2). 25–32)) wurde eine moderate Verlängerung der Lebensdauer durch die Kastration festgestellt, einen größeren Einfluss darauf hatte jedoch die Bewegung bzw. Mobilität. Dieser Effekt ist auch bei männlichen Kastraten festzustellen. Vorrangig liegt das an dem fast völligen Wegfall der Produktion von Testosteron. Damit verbunden sind weniger Revier- oder Rangordnungskämpfe und somit  die Verletzungsgefahr. Im Gegensatz dazu kann bei weiblichen Tieren sogar die Aggressivität zunehmen, weil der Einfluss der Östrogene fehlt.  Bei Ratten wurde von Tandler & Grosz (1913)((Tandler, J.; Grosz, S. (1913): Die biologischen Grundlagen der sekundären Geschlechtscharaktere. Berlin:  Springer)) eine starke Verkleinerung der Prostata festgestellt, bei verschiedenen Säugetierarten ein verändertes Knochenwachstum und vor allem die Veränderung von Proportionen der Knochen untereinander. Nach (Bokelmann & Scheringer (1932)((Bokelmann, O.; Scheringer, W. (1932): Der Einfluß der Kastration auf den Funktionszustand der  Schilddrüse bei der weiblichen Albinoratte. Archives of Gynecology and Obstetrics vol. 148. 1-11)) führte die Kastration bei weiblichen Albinoratten zu einer relativen, funktionellen und anatomischen Atrophie (Verkleinerung) der Thyreoidea (Schilddrüse). Erkrankungen der Schilddrüse mit ihren Auswirkungen werden bei Kleintieren wie Ratten, Mäusen und Kaninchen selten beschrieben. Das heißt aber nicht, dass sie wie bei anderen Säugetieren keine Rolle spielen würden – sie werden nur schlicht nicht als solche erkannt. In Versuchen von Drori & Folman (1976)((Drori, D.; Folman, Y. (1976): Environmental effects on longevity in the male rat: Exercise, mating, castration  and restricted feeding. Experimental Gerontology 11(1–2). 25–32)) wurde eine moderate Verlängerung der Lebensdauer durch die Kastration festgestellt, einen größeren Einfluss darauf hatte jedoch die Bewegung bzw. Mobilität. Dieser Effekt ist auch bei männlichen Kastraten festzustellen. Vorrangig liegt das an dem fast völligen Wegfall der Produktion von Testosteron. Damit verbunden sind weniger Revier- oder Rangordnungskämpfe und somit  die Verletzungsgefahr. Im Gegensatz dazu kann bei weiblichen Tieren sogar die Aggressivität zunehmen, weil der Einfluss der Östrogene fehlt. 
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 <note> <note>
 Die Sterilisation von Haustieren unterliegt in Deutschland keiner Einschränkung, Die Amputation, zu der auch die Kastration zählt, ist nur erlaubt, um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, bei Erkrankungen, die eine Kastration notwendig machen sowie zum eigenen Schutz und den von Artgenossen. Zum eigenen Schutz gehören z. B. übermäßige, hormonell bedingte Aktivitäten, die auf längere Sicht eine Belastung für das Tier darstellen können. Kastrationen, die eine mögliche, künftige Erkrankung verhüten sollen, sind gesetzlich nicht gestattet. Neben dem Narkoserisiko insbesondere geschwächter oder kranker Tiere kann jede Kastration mit künftigen Erkrankungen verbunden sein, die sich direkt aus dem Eingriff und damit verbundener, hormoneller Stoffwechseländerungen ergeben können. Diese sind in der Regel langfristig und werden häufig nicht mehr der früheren Kastration zugerechnet. Fast alle Tiere sind nach einer Kastration von einer Gewichtszunahme betroffen, die sich auch aus einer verringerten Mobilität ergeben kann. Vor einer Kastration weiblicher Tiere sollten Vorsorgeuntersuchungen die Bestätigung einer möglichen Organveränderung liefern. Eine Frühkastration von Tieren sollte nicht vorgenommen werden.</note>  Die Sterilisation von Haustieren unterliegt in Deutschland keiner Einschränkung, Die Amputation, zu der auch die Kastration zählt, ist nur erlaubt, um unerwünschten Nachwuchs zu verhindern, bei Erkrankungen, die eine Kastration notwendig machen sowie zum eigenen Schutz und den von Artgenossen. Zum eigenen Schutz gehören z. B. übermäßige, hormonell bedingte Aktivitäten, die auf längere Sicht eine Belastung für das Tier darstellen können. Kastrationen, die eine mögliche, künftige Erkrankung verhüten sollen, sind gesetzlich nicht gestattet. Neben dem Narkoserisiko insbesondere geschwächter oder kranker Tiere kann jede Kastration mit künftigen Erkrankungen verbunden sein, die sich direkt aus dem Eingriff und damit verbundener, hormoneller Stoffwechseländerungen ergeben können. Diese sind in der Regel langfristig und werden häufig nicht mehr der früheren Kastration zugerechnet. Fast alle Tiere sind nach einer Kastration von einer Gewichtszunahme betroffen, die sich auch aus einer verringerten Mobilität ergeben kann. Vor einer Kastration weiblicher Tiere sollten Vorsorgeuntersuchungen die Bestätigung einer möglichen Organveränderung liefern. Eine Frühkastration von Tieren sollte nicht vorgenommen werden.</note> 
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kastration/kastrationsfolgen.1691409904.txt.gz · Zuletzt geändert: von andreas

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