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sinne:sehen

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sinne:sehen [2025/09/15 18:48] – [Anatomie] kathrinsinne:sehen [2025/12/07 11:05] (aktuell) – [Sehleistung, Sehfeld und Sehraum] kathrin
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 <imgcaption label9|Sehfeld des Wildkaninchens; nach Leicht, 1979 im Vergleich zum Menschen>{{ sinne:rabbit_eye_visual_area.png?300}}</imgcaption>Das binokulare Sehen, also die Tiefenwahrnehmung und somit ein räumliches, stereoskopisches Sehen, ist beim Kaninchen sehr eingeschränkt, weil die Augen seitlich am Schädel sitzen. Nur nach vorn, oben und hinten in einem relativ nahen Bereich kann jeweils ein Bild dreidimensional erfasst werden.  <imgcaption label9|Sehfeld des Wildkaninchens; nach Leicht, 1979 im Vergleich zum Menschen>{{ sinne:rabbit_eye_visual_area.png?300}}</imgcaption>Das binokulare Sehen, also die Tiefenwahrnehmung und somit ein räumliches, stereoskopisches Sehen, ist beim Kaninchen sehr eingeschränkt, weil die Augen seitlich am Schädel sitzen. Nur nach vorn, oben und hinten in einem relativ nahen Bereich kann jeweils ein Bild dreidimensional erfasst werden. 
  
-In <imgref label10> ist der Sehraum des Kaninchens dargestellt. Alles, was weiß ist, sieht das Kaninchen monokular, also jeweils nur mit einem Auge. Der grüne Bereich ist der des binokularen, also räumlichen Sehens und schwarz ist der blinde Bereich dargestellt, der dem Blick des Kaninchens verborgen bleibt. Blau kennzeichnet den Bereich, der durch den Sehnerv und den von ihm ausgehenden Nervenzellen eingeschränkt ist((Hughes, A. 1972. A schematic eye for the rabbit. Vision research. 1972, Bd. 12, 1, S. 123-138.))+In <imgref label10> ist der Sehraum des Kaninchens dargestellt. Alles, was weiß ist, sieht das Kaninchen monokular, also jeweils nur mit einem Auge. Der grüne Bereich ist der des binokularen, also räumlichen Sehens und schwarz ist der blinde Bereich dargestellt, der dem Blick des Kaninchens verborgen bleibt. Blau kennzeichnet den Bereich, der durch den Sehnerv und den von ihm ausgehenden Nervenzellen eingeschränkt ist.((Hughes, A. 1972. A schematic eye for the rabbit. Vision research. 1972, Bd. 12, 1, S. 123-138.)) 
 <imgcaption label10|Sehraum des Wildkaninchens, nach Hughes, 1972>{{ sinne:rabbit_visual_space.png?200}}</imgcaption> <imgcaption label10|Sehraum des Wildkaninchens, nach Hughes, 1972>{{ sinne:rabbit_visual_space.png?200}}</imgcaption>
  
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 |Ratte (Albino)|6,5|40'| |Ratte (Albino)|6,5|40'|
  
-Wie bereits erwähnt, bildet die Stelle des schärfsten Sehens und der höchsten Farbempfindlichkeit bei Menschen und einigen Primaten die „Sehgrube“ (//Fovea centralis//), eine Einsenkung im Zenrum des "Gelben Flecks". Kaninchen fehlt diese Fovea((Brecher, G. A. 1936. Optisch ausgelöste Augen-und Körperreflexe am Kaninchen. Journal of Comparative Physiology A: Neuroethology, Sensory, Neural, and Behavioral Physiology. 1936, Bd. 23, 3, S. 374-390.))Sie folgen Bewegungen von Objekten nicht unbedingt mit den Augen, auf die sie auch nicht „scharfstellen“ können, sondern erfassen ein „Gesamtnetzhautbild“, in dem Bewegungen z. B. als Gefahr wahrgenommen werden. Zudem helfen bewegungsempfindlicher Nervenzellen in den Randbereichen der Netzhaut bei der Erkennung kleinster Bewegungen. Nach Hughes, 1971((Hughes, A. 1971. Topographical relationships between the anatomy and physiology of the rabbit visual system. Documenta Ophthalmologica, 30(1), 33-159.)) spielen im Vergleich zur Katze und zum Affen beim Kaninchen eher die Bewegung als die Konturextraktion die Hauptrolle bei der Unterscheidung von Figur und Hintergrund. Die "hyperkomplexen" Eigenschaften einiger Einheiten im Kaninchenkortex stellen sicher, dass sie das Vorhandensein von sich bewegenden Reizen nur innerhalb eines bestimmten Winkelgrößenbereichs und einer bestimmten Region des visuellen Raums signalisieren.+Wie bereits erwähnt, bildet die Stelle des schärfsten Sehens und der höchsten Farbempfindlichkeit bei Menschen und einigen Primaten die „Sehgrube“ (//Fovea centralis//), eine Einsenkung im Zenrum des "Gelben Flecks". Kaninchen fehlt diese Fovea.((Brecher, G. A. 1936. Optisch ausgelöste Augen-und Körperreflexe am Kaninchen. Journal of Comparative Physiology A: Neuroethology, Sensory, Neural, and Behavioral Physiology. 1936, Bd. 23, 3, S. 374-390.)) Sie folgen Bewegungen von Objekten nicht unbedingt mit den Augen, auf die sie auch nicht „scharfstellen“ können, sondern erfassen ein „Gesamtnetzhautbild“, in dem Bewegungen z. B. als Gefahr wahrgenommen werden. Zudem helfen bewegungsempfindlicher Nervenzellen in den Randbereichen der Netzhaut bei der Erkennung kleinster Bewegungen. Nach Hughes, 1971((Hughes, A. 1971. Topographical relationships between the anatomy and physiology of the rabbit visual system. Documenta Ophthalmologica, 30(1), 33-159.)) spielen im Vergleich zur Katze und zum Affen beim Kaninchen eher die Bewegung als die Konturextraktion die Hauptrolle bei der Unterscheidung von Figur und Hintergrund. Die "hyperkomplexen" Eigenschaften einiger Einheiten im Kaninchenkortex stellen sicher, dass sie das Vorhandensein von sich bewegenden Reizen nur innerhalb eines bestimmten Winkelgrößenbereichs und einer bestimmten Region des visuellen Raums signalisieren.
  
 Beobachtungen von Wildkaninchen zeigen das sehr deutlich: wenn sie Bewegungen in größerer Entfernung wahrnehmen, verharren sie. Es sind aber keine Kopfbewegungen erkennbar, die darauf hinweisen, dass das Kaninchen versuchen würde, dass Objekt besser „ins Auge zu fassen“ und darauf zu fokussieren. Es bleibt einfach nur aufmerksam sitzen und wartet, ob sich in dem zweidimensionalen Bild, welches es mit jedem Auge von seiner Umgebung erfasst, etwas bewegt. Die einzigen Körperreaktionen sind die sichtbare Anspannung und Bewegungen der Ohren, die wie Radarantennen unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen gedreht werden, um zusätzlich Geräusche aufzunehmen. Dem Menschen, der seine Umgebung dreidimensional, also räumlich in Breite, Höhe und Tiefe wahrnimmt, fällt es sicher schwer sich vorzustellen, wie Kaninchen sehen. Vielleicht hilft ein Vergleich: man stelle sich vor, das linke Auge sieht eine Postkarte mit Natur und das rechte Auge ebenfalls, aber mit etwas anderer Natur und Umgebung. Man kann nicht feststellen, wie weit ein Objekt im Vergleich zu anderen entfernt ist. Etwas Ungewöhnliches bemerkt man also erst dann, wenn es sich auf dem jeweiligen Bild einer dieser beiden Postkarten bewegt. Deshalb sitzt auch das Kaninchen ruhig da und wartet nach der ersten Wahrnehmung einer Störung durch Bewegung erst einmal ab, ob sich diese durch weitere Bewegungen bestätigt. Ist diese sehr auffällig und nah, wird sofort mit Flucht reagiert, da sich Entfernung und Geschwindigkeit auf Grund der fehlenden Möglichkeit der Akkomodation nicht registrieren lassen.   Beobachtungen von Wildkaninchen zeigen das sehr deutlich: wenn sie Bewegungen in größerer Entfernung wahrnehmen, verharren sie. Es sind aber keine Kopfbewegungen erkennbar, die darauf hinweisen, dass das Kaninchen versuchen würde, dass Objekt besser „ins Auge zu fassen“ und darauf zu fokussieren. Es bleibt einfach nur aufmerksam sitzen und wartet, ob sich in dem zweidimensionalen Bild, welches es mit jedem Auge von seiner Umgebung erfasst, etwas bewegt. Die einzigen Körperreaktionen sind die sichtbare Anspannung und Bewegungen der Ohren, die wie Radarantennen unabhängig voneinander in verschiedene Richtungen gedreht werden, um zusätzlich Geräusche aufzunehmen. Dem Menschen, der seine Umgebung dreidimensional, also räumlich in Breite, Höhe und Tiefe wahrnimmt, fällt es sicher schwer sich vorzustellen, wie Kaninchen sehen. Vielleicht hilft ein Vergleich: man stelle sich vor, das linke Auge sieht eine Postkarte mit Natur und das rechte Auge ebenfalls, aber mit etwas anderer Natur und Umgebung. Man kann nicht feststellen, wie weit ein Objekt im Vergleich zu anderen entfernt ist. Etwas Ungewöhnliches bemerkt man also erst dann, wenn es sich auf dem jeweiligen Bild einer dieser beiden Postkarten bewegt. Deshalb sitzt auch das Kaninchen ruhig da und wartet nach der ersten Wahrnehmung einer Störung durch Bewegung erst einmal ab, ob sich diese durch weitere Bewegungen bestätigt. Ist diese sehr auffällig und nah, wird sofort mit Flucht reagiert, da sich Entfernung und Geschwindigkeit auf Grund der fehlenden Möglichkeit der Akkomodation nicht registrieren lassen.  
  
-Bei Haustieren entspricht die Hornhautform nie dem eines regulären Kugelsegments, weshalb der „Astigmatismus“ beim Kaninchen normal, aber nicht klinisch ist. Er beträgt ca. 0,5 1,0 Dioptrien((Wiesner, E. und Ribbeck, R. 2000. Lexikon der Veterinärmedizin. Stuttgart : Enke im Hippokrates Verlag GmbH, 2000. ISBN 3-7773-1459-5.))Diese Besonderheit der visuellen Wahrnehmung stellt einen Abbildungsfehler bzw. eine „Refraktionsanomalie“ dar. Das Wort bedeutet übersetzt „Punktlosigkeit“ und meint, dass die von einer Lichtquelle auf eine Linse einfallenden Strahlen auf Grund der nicht rotationssymmetrischen Brechkraft von Hornhaut und Linse nicht exakt auf einen Brennpunkt gebündelt werden, sondern als Punktreihe bzw. Strich abgebildet werden. Ursachen sind eine angeborene oder erworbene asphärische Hornhaut- oder Linsenfläche. Gegenstände der Umgebung werden also unscharf abgebildet.+Bei Haustieren entspricht die Hornhautform nie dem eines regulären Kugelsegments, weshalb der „Astigmatismus“ beim Kaninchen normal, aber nicht klinisch ist. Er beträgt ca. 0,5-1,0 Dioptrien.((Wiesner, E. und Ribbeck, R. 2000. Lexikon der Veterinärmedizin. Stuttgart : Enke im Hippokrates Verlag GmbH, 2000. ISBN 3-7773-1459-5.)) Diese Besonderheit der visuellen Wahrnehmung stellt einen Abbildungsfehler bzw. eine „Refraktionsanomalie“ dar. Das Wort bedeutet übersetzt „Punktlosigkeit“ und meint, dass die von einer Lichtquelle auf eine Linse einfallenden Strahlen auf Grund der nicht rotationssymmetrischen Brechkraft von Hornhaut und Linse nicht exakt auf einen Brennpunkt gebündelt werden, sondern als Punktreihe bzw. Strich abgebildet werden. Ursachen sind eine angeborene oder erworbene asphärische Hornhaut- oder Linsenfläche. Gegenstände der Umgebung werden also unscharf abgebildet.
  
-Über die Sehleistung, insbesondere der Fehlsichtigkeit, ist man sich unter Experten bis heute nicht richtig einig. De Graauw, et al., 1978((De Graauw, J. G. und Van Hof, M. W. 1978. Relation between behavior and eye-refraction in the rabbit. Physiology & Behavior. 1978, Bd. 12, 2, S. 257-259.)) stellten z. B. fest, das Kaninchen in lateraler (seitlicher) Richtung leicht weitsichtig sind und nach vorn im Nahbereich stark kurzsichtig. Hughes, et al., 1978((Hughes, A. und Vaney, D. I. 1978. The refractive state of the rabbit eye: variation with eccentricity and correction for oblique astigmatism. Vision research. 1978, Bd. 18, 10, S. 1351-1355.)) bezweifelten diese und stellte seinerseits unter anderem fest, dass das Auge des Kaninchens in der Lage wäre, den Astigmatismus auszugleichen. Wenig später bestätigten aber De Graauw, et al., 1980((De Graauw, J. G. und Van Hof, M. W. 1980. Frontal myopia in the rabbit. Behaviourai Brain Research. 1980, 1, S. 339-341.)) ihre ursprüngliche Feststellung der Kurzsichtigkeit im frontalen Sichtbereich in einem neuen Versuch. Beobachtungen von Kaninchen lassen durchaus auf eine Fehlsichtigkeit für den frontalen Bereich schließen. Sie sind gute Springer und Kletterer. Erhöhte Flächen erklimmen sie recht einfach. Offenbar können sie nach vorn oben recht gut abschätzen, wie weit entfernt sich ein Objekt befindet. Andererseits scheinen sie sich in umgekehrter Richtung sehr unsicher zu sein. Man könnte meinen, sie trauen sich nicht, aus selbst relativ geringen Höhen herabzuspringen oder zu klettern. Erst wenn der Weg vertraut ist, werden sie sicherer. +Über die Sehleistung, insbesondere der Fehlsichtigkeit, ist man sich unter Experten bis heute nicht richtig einig. De Graauw & Van Hof, 1978((De Graauw, J. G. und Van Hof, M. W. 1978. Relation between behavior and eye-refraction in the rabbit. Physiology & Behavior. 1978, Bd. 12, 2, S. 257-259.)) stellten z. B. fest, dass Kaninchen in lateraler (seitlicher) Richtung leicht weitsichtig sind und nach vorn im Nahbereich stark kurzsichtig. Hughes & Vaney, 1978((Hughes, A. und Vaney, D. I. 1978. The refractive state of the rabbit eye: variation with eccentricity and correction for oblique astigmatism. Vision research. 1978, Bd. 18, 10, S. 1351-1355.)) bezweifelten dies und stellten ihrerseits unter anderem fest, dass das Auge des Kaninchens in der Lage wäre, den Astigmatismus auszugleichen. Wenig später bestätigten aber De Graauw & Van Hof, 1980((De Graauw, J. G. und Van Hof, M. W. 1980. Frontal myopia in the rabbit. Behaviourai Brain Research. 1980, 1, S. 339-341.)) ihre ursprüngliche Feststellung der Kurzsichtigkeit im frontalen Sichtbereich in einem neuen Versuch.\\ Beobachtungen von Kaninchen lassen durchaus auf eine Fehlsichtigkeit für den frontalen Bereich schließen. Sie sind gute Springer und Kletterer. Erhöhte Flächen erklimmen sie recht einfach. Offenbar können sie nach vorn oben recht gut abschätzen, wie weit entfernt sich ein Objekt befindet. Andererseits scheinen sie sich in umgekehrter Richtung sehr unsicher zu sein. Man könnte meinen, sie trauen sich nicht, aus selbst relativ geringen Höhen herabzuspringen oder zu klettern. Erst wenn der Weg vertraut ist, werden sie sicherer. 
  
 Der Tränen-Nasen-Kanal, der dem Ableiten der Tränenflüssigkeit dient, hat nur eine Öffnung und befindet sich im Augenwinkel, der in der Nähe der Nase liegt.  Der Tränen-Nasen-Kanal, der dem Ableiten der Tränenflüssigkeit dient, hat nur eine Öffnung und befindet sich im Augenwinkel, der in der Nähe der Nase liegt. 
sinne/sehen.txt · Zuletzt geändert: von kathrin

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