Essentiell
Der Begriff wird in der Biochemie „zur Kennzeichnung von Nahrungsinhaltsstoffen gebraucht, die für den Organismus lebensnotwendig sind und von diesem nicht aus anderen Stoffen aufgebaut werden können (z. B. essenzielle Aminosäuren, essenzielle Fettsäuren)1).
Vom Duden2) empfohlene Schreibweise „essenziell“, alternativ „essentiell“.
Im tierischen Körper können sich die drei wichtigsten Stoffklassen, also die Kohlenhydrate, die Proteine und ihre Bausteine, die Aminosäuren sowie die Fette bei der Energiegewinnung gegenseitig ersetzen. Kohlenhydrate und Proteine können zu Fett umgebaut werden, welches genutzt oder gespeichert wird. Fette und Proteine können in der Gluconeogenese zur Kohlenhydratsynthese herangezogen werden. Nur der Aufbau von Proteinen aus den beiden anderen Stoffklassen ist unmöglich, weil einige der notwendigen Aminosäuren essentiell sind und mit der Nahrung aufgenommen werden müssen.
Der Begriff „essentiell“ ist nicht immer eindeutig. Bestimmte Aminosäuren werden als „semi-essentiell“ bezeichnet, weil sie zum Teil vom Organismus synthetisiert werden können oder nur in bestimmten Situationen (Wachstumsphase, Trächtigkeit, Laktation, fortgeschrittenes Alter) tatsächlich essentiell werden. Die Bedarfsdeckung hängt dann aber davon ab, in welcher Menge und in welchem Verhältnis sie zueinander in der Nahrung vorliegen.
Besonderheiten bestehen außerdem artbedingt - so können zum Beispiel Katzen zwar ß-Carotin aufnehmen, es aber nicht in Vitamin A (Retinol) umwandeln3). Ebenso ist die Aminosulfonsäure „Taurin“ als Abbauprodukt der Aminosäure Cystin für Katzen essentiell, was für andere Tierarten wie das Kaninchen nicht zutrifft4). Als ein weiteres Beispiel ging die biosynthetische Kapazität für Vitamin C im Laufe der Evolution beim Meerschweinchen, dem Affen und dem Menschen sowie fliegenden Säugetieren verloren5).
Im Fall der essentiellen Fettsäuren ist es allerdings so, dass höhere Säugetiere im Laufe der Evolution die Fähigkeit verloren haben, sie im Körper zu synthetisieren.
Tabelle 1: Nährstoffe, die als essentiell für das Kaninchen gelten6)
Stoffgruppe | Stoff |
---|---|
Aminosäuren | |
essentiell | |
Isoleucin | |
Leucin | |
Lysin | |
Methionin | |
Phenylalanin | |
Threonin | |
Tryptophan | |
Valin | |
semi-essentiell | |
Arginin | |
Histidin | |
Phenylalanin | |
Tyrosin | |
Fettsäuren | |
essentiell | |
α-Linolensäure (ω-3) | |
Linolsäure (ω-6) | |
Vitamine | |
essentiell | |
Alle | |
Mineralstoffe (Mengenelemente) | |
Calcium | |
Chlor | |
Kalium | |
Magnesium | |
Natrium | |
Phosphor | |
Schwefel | |
Spurenelemente | |
essentiell | |
Chrom | |
Cobalt | |
Eisen | |
Fluor | |
Iod | |
Kupfer | |
Mangan | |
Molybdän | |
Selen | |
Zink |
In der Tabelle 1 sind die Nährstoffe enthalten, die im weiteren Sinn für Kaninchen als essentiell gelten. Im Fall der Vitamine gilt das im engeren Sinn nicht für alle, weil manche, ähnlich wie Aminosäuren, im Körper in bestimmten Mengen selbst gebildet werden (Vitamin C, Cholin, Vitamin B, Vitamin K und Vitamin D). Der Status vieler Spurenelemente ist noch nicht eindeutig geklärt. Vitamine und Spurenelemente unterscheiden sich in ihrer Natur: Vitamine sind organische und Spurenelemente anorganische Stoffe.
Mineralstoffe werden auch als Mengenelemente bezeichnet und ihr Bedarf in g/Tag angegeben. Der Bedarf von Spurenelementen dagegen ist wesentlich geringer und wird in mg/Tag angegeben.